Einwohner: 10,9 Mio
Landesfläche: 93.032 km²
Hauptstadt: Budapest (1,7 Mio)
Sprachen: Ungarisch, Deutsch, Serbisch, Kroatisch, Slowenisch, Romanes
Völker: Ungarn (97,8 %), Roma (1,4 %), Sonstige (0,8 %)
Religion: Katholiken (64,1 %), Protestanten (23,3 %), Sonstige (12,6%)
Die Länder der Heiligen Stephanskrone bestanden seit dem Mittelalter aus dem Königreich Ungarn, zu dem auch Siebenbürgen, die Wojwodina und die Slowakei gehörte, und dem Königreich Kroatien-Slawonien. Seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde die ungarische Reichshälfte amtlich als "Transleithanien", nach dem Grenzfluss Leitha, bezeichnet.
896 drangen die Ungarn (Magyaren, "Söhne der Erde") von Osten über den Ural aus Tibet kommend, in das Gebiet des heutigen Ungarn ein und verheerten bis zu ihrer Niederlage 955 auf dem Lechfeld gegen ein deutsches Ritterherr unter Otto den Großen große Teile Mitteleuropas, daraufhin siedelten sie sich im Karpatenbecken an. 1000 erlangte István I. der Heilige, vom Papst die nach ihm benannte ungarische Königskrone und begründete damit das ungarische Königreich.
Nach dem Aussterben der eigentlichen ungarischen Herrscher, den Arpaden, wurde Ungarn im 14. und 15. Jahrhundert zeitweise von den Häusern Anjou und den Jagiellonen in Personalunion mit Polen, Böhmen und Litauen regiert. Mátyás Corvinus führte das Land 1458-90 zu einer politischen und kulturellen Macht von europäischen Format. Das nach seinem Tod zerfallende Reich geriet nach der Schlacht bei Mohács 1526, in der ein ungarischen Ritterherr unter Ludwig II. von den Osmanen vernichtend geschlagen wurde, großteils unter türkische Herrschaft. Westungarn fiel durch Erbverträge an die Habsburger, während das zum Königreich Ungarn gehörende Fürstentum Siebenbürgen als Vasallenstaat der Türken fungierte. Nach der durch einen pausenlosen Kleinkrieg zwischen dem Habsburgerreich und den Türken geprägten 145 Jahre währenden Besetzung Ungarns wurde das Land nach der erfolglosen Belagerung Wiens durch die Osmanen von den habsburgischen Truppen 1683 bis 1699 befreit. Im Frieden von Karlowitz wurde Ungarn, Siebenbürgen und Kroatien-Slawonien dem Habsburgerreich einverleibt. Das repressive Vorgehen gegen die protestantischen Ungarn und das ungarische Magnatentum (adelige Grundherren), das nicht daran dachte, sich Teile seiner Rechte von den Habsburgern beschneiden zu lassen (Freie Königswahl, Bestimmung der Verfassung), führten in der Folge zu Auseinandersetzungen, welche vorerst in den Kuruzzenaufständen unter Fürst Rákóczi gipfelten. Nach Niederschlagung der Rebellion folgte nicht etwa ein Strafgericht, sondern die Gewährung der Religionsfreiheit für Ungarn und Siebenbürgen und die Sonderstellung des Königreiches innerhalb der habsburgischen Länder.
Die Konflikte zischen den divergierenden Interessen der habsburgischen Zentralmacht und den magyarischen Magnaten konnten indessen nicht beseitigt werden. Nach einer Reihe von Verhandlungen und Zugeständnissen durch die habsburgischen Kaiser entluden sich die Spannungen in der blutig niedergeschlagenen Revolution von 1848/49.
Nach den außenpolitischen Niederlagen 1859 und 1866 musste man im Innern auf den Unruheherd Ungarn besonders reagieren: Im Zuge des österreichisch-ungarischen Ausgleichs von 1867 wurde das Königreich Ungarn zum gleichberechtigten Partner im österreichisch-ungarischen Gesamtstaat. Die in der ungarischen Reichshälfte betriebene rigorose Magyarisierungspolitik entfremdete in der Folge die nichtmagyarischen Völker immer mehr vom Reich und der Idee des Vielvölkerstaates und leistete dadurch einen wesentlichen Beitrag zum Nationalitätenkonflikt. Nichtsdestotrotz stellte auch die ungarische Reichshälfte den Bestand der Gesamtmonarchie bis in den Zusammenbruch von 1918 hinein nicht in Frage.
Am 31. Oktober 1918 erklärte Ungarn den Austritt aus der zusammenbrechenden österreichisch-ungarischen Monarchie. Danach ging Ungarn bis zum heutigen Tage eigene Wege. Die ungarische Slowakei schloss sich mit Tschechien zum Tschechoslowakischen Staat zusammen, Siebenbürgen kam an Rumänien, die Woiwodina, ebenso wie Kroatien-Slawonien an den Staat der Serben, Kroaten und Slowenen. Den Rest bildete das Königreich Ungarn, das seit 1920, nach einem kurzem kommunistisch-republikanischen Zwischenspiel, von Reichsverweser Miklós Horthy verwaltet wurde. Im Zuge der revisionistischen Ziele Ungarns nahm das Land an der Seite Hitlerdeutschlands am 2. Weltkrieg teil, bis es 1945 von der Roten Armee besetzt wurde und folglich zum Kommunismus umschwenkte.
Im Verlauf des Weltkrieges versuchte Otto von Habsburg die Westalliierten von seiner Absicht zu überzeugen, Ungarn aus der Allianz mit Hitlerdeutschland herauszubrechen. Dies wurde jedoch durch die Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen und durch die ablehnende Haltung Stalins zunichte gemacht.
Während des Ungarnaufstandes von 1956 gegen die sowjetrussische Besatzung flüchteten bis zu 300.000 Ungarn nach Österreich, wo diese gastfreundlich aufgenommen wurden.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde der kommunistische Kurs bis 1988/89 aufrechterhalten. Danach trieb die entstehende Opposition einen friedlichen Systemwechsel voran, welcher die Grenzöffnung nach Österreich einleitete. Am 27. Juni 1989 durchtrennten der Außenminister Ungarns Gyula Horn und sein österreichischer Amtskollege Alois Mock in einem symbolischen Akt den Stacheldraht an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Beim Picknick der Paneuropabewegung, das unter deren damaligem Präsidenten SKH Erzherzog Otto von Habsburg am 19. August 1989 nahe der Stadt Sopron (Ödenburg) stattfand, wurde dann erstmals für kurze Zeit im Einvernehmen mit der Regierung Ungarns die Grenze geöffnet, wodurch 661 DDR-Bürgern die Flucht nach Österreich gelang. Dies brachte letztlich jenen Ereignisse ins Rollen die zur Auflösung des Eisernen Vorhangs und zum Zusammenbruch des SED-Regimes in der DDR führten. Damit hatte das Dreiergespann Ungarn-Österreich-Habsburg entscheidenden Anteil an der politischen Wende von 1989 und der Öffnung des Eisernen Vorhangs.
Seitdem ist Ungarn Teil des westlichen Staatensystems geworden (Beitritt zur NATO 1999 und Beitritt zur EU am 1. Mai 2004).
Obwohl nach beiden Weltkriegen zahlreiche Magyaren aus den ehemaligen ungarischen Gebieten in Rumänien, der Slowakei, der Ukraine und Jugoslawien in ihr Mutterland umgesiedelt wurden, befinden sich derzeit noch immer ca. 2,5 Mio Ungarn als Minderheiten in den Nachbarländern. Um deren Assimilierung zu verhindern wurde 2002 das "Statusgesetz" verabschiedet, welches jedem ethnischen Ungarn in den Nachbarländern (außer Österreich) das Recht auf einen sogenannten "Ungarnausweis" garantiert, mit dem verschiedene Rechte und Vergünstigungen verbunden sind.
Ungarisch ist in der serbischen Wojwodina und drei Gemeinden Sloweniens neben den jeweiligen Staatssprachen Amtssprache. Außerdem ist die ungarische Sprache anerkannte Minderheitensprache in Österreich, Kroatien und der Slowakei. In Rumänien ist Ungarisch in sämtlichen Gemeinden und Städten, in denen mehr als 20 % Magyaren wohnen, eine der Amtssprachen.
In Ungarn gibt es 13 anerkannte Minderheiten, darunter rund 60.000 Deutsche, 500.000 Sinti und Roma, etwa 100.000 Slowaken, weitere Minderheiten sind Serben, Kroaten und Slowenen.
Heute lebt in Ungarn der zweitgeborene Sohn SKH Ottos von Habsburg, Erzherzog Georg. Die Familienmitglieder verfügen über ungarische Diplomatenpässe und genießen das Ansehen privilegierter Personen, wobei die republikanische Staatsspitze immer wieder an habsburgischen Familienfeiern teilnimmt.